Stimmungen einzufangen und Emotionen
auszudrücken – das ist der musikalische Kosmos von Rainer Böhm. Mit
Familia legt der
36-jährige Pianist ein Album vor, dessen Kompositionen an kleine
Songs erinnern – jeder mit einer ganz besonderen Atmosphäre.
Angesiedelt zwischen Modern Jazz, Impressionismus und einer Spur
Neo-Romantik, sind die Stücke seiner Familie gewidmet.
„Ich bin dankbar für die Liebe, den Zusammenhalt und die
gegenseitige Unterstützung in meiner Familie. Das möchte ich mit
dem Album zum Ausdruck bringen“, erklärt Böhm.
Eingespielt wurden die sehr persönlichen Songs in einer
hochkarätigen Quartett-Besetzung. Eine wichtige Rolle nimmt darin
der Weilheimer Saxofonist Johannes Enders ein. Ein alter Bekannter,
mit dem Böhm eine jahrelange, musikalische Partnerschaft verbindet.
„Johannes ist ein äußerst
kommunikativer Spieler. Wenn wir auf die Parts des Anderen
reagieren, erinnert das stark an einen Dialog.“ Es sind
vor allem diese charmant-verträumten, leicht melancholischen Dialoge
zwischen Klavier und Saxofon, die Familia einen besonderen Reiz
verleihen. So wie in Jo’s Mind
– ein Stück, das der Pianist seinem Saxofonisten auf den Leib
geschneidert hat. „Schon beim
Komponieren konnte ich Johannes vor mir sehen – wie er bestimmte
Melodien spielen, bestimmte Passagen interpretieren würde. Und
genauso klangen sie nachher auch“.
Ebenfalls zum Quartett gehört der Schlagzeuger Peter Gall, den Böhm
während seiner Studienzeit in New York kennen lernte. Gall wiederum
machte Böhm auf den Bassisten Phil Donkin aufmerksam, mit dem er
bereits gut eingespielt war. Im Stück Unspielbar
(Line Over Invitation) konnte der Brite seine brillante
Technik unter Beweis stellen. „Als
ich die Basslinie fertig geschrieben hatte, habe ich sie
eigentlich für unspielbar gehalten, aber Phil, den ich bis dahin
kaum kannte, konnte ich damit kaum aus der Reserve locken“,
schmunzelt Böhm. Und so jagen Donkin, Böhm und Gall in
halsbrecherischem Tempo durch die Komposition, die sich harmonisch
am Jazz-Standard Invitation von Bronislaw Kaper orientiert.
Dass Böhm und seine Spielgefährten auch einen beeindruckenden
Gruppensound kreieren können, beweisen sie im Opener Pop
Waltz. Ähnlich wie Läufer den Stab an ihre Staffel-
Kollegen übergeben, reichen die vier Musiker die Energie der
Komposition von einem Instrument zum nächsten weiter. Da sich mit
jeder Übergabe die Dynamik verstärkt, entwickelt sich aus einem eher
beschaulichen Auftakt ein furioses Finale, in dem Böhm am Klavier
den Grundrhythmus hält, während Enders, Gall und Donkin mit ihrem
freieren Spiel aus der Komposition auszubrechen scheinen. Ein
Spannungsbogen, der sich spontan während der Aufnahmen ergab, wie
Böhm betont. „Ich möchte, dass
meine Bandkollegen möglichst viel von sich preisgeben und
einbringen – da ist ein starres Korsett nur hinderlich“.
Rainer Böhm gehört zu der Generation junger Musiker, die die höchst
lebendige deutsche Jazz-Szene mit ihrer Kreativität bereichern. In
den vergangenen Jahren konnte der gebürtige Ravensburger zahlreiche
nationale und internationale Musik- Preise einheimsen. Im zarten
Alter von vier Jahren begann an er mit dem Klavierunterricht an der
örtlichen Musikschule, lernte aber auch viel von seinem Vater. Böhm
Senior konnte Popsongs auf dem Klavier nachspielen, nachdem er sie
einige Male im Radio gehört hatte. Eine Fähigkeit, die Böhm Junior
faszinierte und animierte, schon sehr früh ebenfalls nach Gehör zu
spielen, womit er eine wichtige Grundlage für seinen heutigen
musikalischen Zugang legte. „Schon
damals fand ich es reizvoller, Stücke zu reharmonisieren oder die
Begleitstimme zu verändern, anstatt sie originalgetreu
nachzuspielen. Da wurde mir schnell langweilig“ erinnert
sich der Pianist.
Am Ende jedoch, stellt Böhm klar, geht es ihm vor allem um den
emotionalen Gehalt von Musik. "Andere
Leute schreiben, um sich auszudrücken, ich habe meine
Kompositionen, in denen ich mich wieder finde.“ Wobei
weniger für ihn mehr ist. Den musikalischen Holzhammer, der mit
allzu plakativen Motiven in die Gehörgänge drängt, verabscheut er.
„Wenn etwas zu offensichtlich
daher kommt, berührt es mich nicht. Wesentlich faszinierender
finde ich es, wenn es subtiler zugeht und bestimmte Gefühle und
Emotionen nur angedeutet werden. Bei mir geht das oft in eine
melancholische Richtung, was vermutlich auch meinem Wesen
entspricht“, verrät Rainer Böhm.
To catch moods and to express emotions, this is the musical universe
of Rainer Böhm. With his new album
Familia the 36 year old pianist presents an album whose
compositions remind of small songs.
Rainer Böhm belongs to the generation of young musicians who enrich
the German jazz scene with her creativity. During the past years the
Ravensburger by birth - which lives meanwhile in Cologne - won
numerous national and international music awards. At the age of four
years he began with piano lessons at the local music school,
however, learnt also a lot from his father. His father could play
pop songs on the piano, after he had heard them several times on the
radio. An ability Böhm junior entranced and animated to play already
very early also after hearing with which he laid an important basis
for his today's musical access. „Even
then I found more attractive to change pieces instead of playing
them faithfully. There it was reminded itself to me quickly
boringly“ explain the pianist.
At the end, nevertheless, Böhm clarifies, it is for him above all
about the emotional content of music.
„Other people write to express themselves, I have my compositions
in which I find myself.“ And it's less for him more. He
abhors the musical mallet which presses with much too striking
motives in the auditory canals.
„If things are coming too obviously, they does not touch me.
Substantially more amusing I find it if it is more subtly and
certain feelings and emotions are only indicated. "
Album -
familia
Rainer Böhm Quartet "Familia"
Rainer Böhm - piano / Johannes Enders -
tenor-saxophone / Phil Donkin - bass / Peter Gall -
drums