"Choose Loose"
CD, Digipac, 08 Titel, 54:15 Min. Katalognr. :
3510399.2 / EAN: 4011786223992
VÖ-Datum: 29. April 2022 / Vertrieb: Rough Trade / Believe
Digital
Dominik Raab (drums)
Billy Test
(piano)
Tony Lakatos
(saxophone)
Doug Weiss
(double bass)
TITEL:
Mebop 05:08
Choose Loose 08:32
Cringe Worm 06:26
Kind Mind 05:44
Boss Gloss 07:33
Mission Complete Petrosilius 07:16
Pneu à Pneu 07:13
Head One 06:18
Kompositionen: Dominik Raab
Recorded October 2020 at Loft, Cologne by Christian Heck
Mixed and mastered 2021 by Christian Heck
Produced by Peter Cronemeyer for Laika Records
Photos 2020 by Sabine Trochim
DOMINIK RAAB QUARTET "Choose Loose"
Dominik Raab ist mit seinen gerade 34 Jahren bereits
fester Bestandteil der europäischen Jazz-Szene. Dass er
für sein Debüt-Album gleich drei derart hochkarätige
Musiker gewinnen konnte, ist trotzdem außergewöhnlich -
und spricht für seine Fähigkeiten als Solist und
Bandleader.
„Dominik hat mich mit
seinem Time Feel von Anfang an beeindruckt. Zudem hat er
ein exzellentes Ohr für seine Mitspieler. Und er ist in
der Lage, auf elegante Weise zu bremsen, wenn die Pferde
musikalisch mit dir durchgehen – was gelegentlich
passiert“, wie es Saxofon-Legende Tony
Lakatos formuliert. Die Mitglieder des Quartetts
vereint die Vorliebe für einen satten Groove und swingende
Arrangements. Davon kann sich das Publikum schon im Opener
„Mebop“ überzeugen
– einer griffigen Komposition mit hörbarem Bebop- und New
Orleans-Einfluss. „Mebop
deshalb, weil ich das Thema auf meinem Drumset spiele.
Es ist meine kleine Ego-Show gleich zum Auftakt des
Albums, um sie hinter mich zu bringen“, erklärt
Raab augenzwinkernd.
Ein ernsthafter Musiker zu sein, dabei aber auch
humorvolle Momente zuzulassen – auch das ist eine
Eigenschaft, die ihn mit Großmeister Lakatos verbindet.
Der wiederum lobt die Fähigkeiten des jungen Bandleaders.
„Auch in Passagen, in
denen Dominik Soli spielt, geht die DNA des Stückes
niemals verloren, sondern bleibt in jeder Sekunde
hörbar. Das ist große Kunst, die ich bisher nur von
Drummern wie Adam Nussbaum oder Al Foster kannte“,
so der Saxofonist. Titelnamen wie „Cringe
Worm“ verdeutlichen, dass Raab nicht zu den
Komponisten gehört, die ihre Stücke nach lateinischen
Sternbildern benennen. Auch hier gilt für ihn: Musik darf
auch Entertainment sein.
Geradezu visionäre Fähigkeiten könnte man dem jungen
Hessen attestieren, weil er das Wort „cringe“ schon
verwendete, lange bevor die „Gesellschaft für Deutsche
Sprache“ es zum Jugendwort 2021 kürte. Aber was macht den
Wurm, der sich im Walzer-Takt durch die Komposition
schlängelt, denn so peinlich? „Vielleicht,
dass Jazzkenner den Geist von John Coltrane über diesem
Stück schweben hören. Trane hat 1962 ein Stück mit dem
Namen `The Inch Worm` komponiert. Davon sind einige
Motive inspiriert. Es ist aber keine Stilkopie, sondern
wir spielen es auf unsere Art“, erklärt Raab.
Ein weiterer ungewöhnlicher Titel ist „Mission
Complete Petrosilius“. Er steht für Raabs
Kindheit und Jugend im osthessischen Fulda. Neben
Computerspielen an der Playstation gehörten auch Bücher
wie „Der Räuber Hotzenplotz“ zum Alltag. In dem Buch von
Otfried Preußler treibt der (angebliche) Zauberer
Petrosilius Zwackelmann sein Unwesen. Musikalisch lebt das
Stück von seinen Farb- und Stimmungswechseln. „Wenn
ich es höre, sehe ich die Rhön im kalten Herbst vor mir.
Mit ein bisschen Glück fällt dort dann schon der erste
Schnee“, beschreibt der Bandleader die
Inspiration für die Komposition. „Pneu
à Pneu“ hat Raab einem Freund gewidmet, der im
Schlaf unter hörbarer Apnoe-Atmung litt. Es ist in einer
energetischen Live-Version enthalten, die im Kölner „Loft“
vor begeistertem Publikum aufgenommen wurde. Auch die
dortigen Studioaufnahmen waren von musikalischen Momenten
im Hier und Jetzt geprägt. Sämtliche Stücke wurden in
einem, maximal zwei Takes eingespielt. Außerdem verrät
Raab: „Auf der gesamten
Aufnahme befindet sich nur ein einziger Schnitt. Wer mir
die korrekte Stelle nennt, erhält ein Album kostenlos!“
Na dann – die Ohren gespitzt und lässig zurückgelehnt beim
aufmerksamen Hören dieses in jeder Hinsicht gelungenen
Albums. Choose Loose eben!