Michel Schroeder Ensemble © Frank Siemers
Michel Schroeder Ensemble © Frank Siemers

MICHEL SCHROEDER ENSEMBLE


Bunt geht es auf dem gleichnamigen Album von Michel Schroeder zu. Der 25-jährige Trompeter leitet eines der ungewöhnlichsten und spannendsten Klangkörper, die der deutsche Nachwuchs-Jazz zu bieten hat. Das Michel Schroeder Ensemble besteht aus nicht weniger als 17 Mitgliedern. Mit insgesamt 8 Bläsern, 4 Streichern, einer Harfe, Klavier, Gitarre, Bass und Schlagzeug erinnert die Besetzung eher an ein kleines Sinfonieorchester als an eine Bigband. Ein Crossover-Ensemble, das sowohl im Jazz- als auch im klassischen Kontext famos funktioniert und dem klanglich kaum Grenzen gesetzt sind. Von Swing über Techno, Free Jazz, Latin und Klassik – von allem findet sich etwas im musikalischen Kosmos des Ensembles.
„Bunt“ lautet nicht nur der Titel des ersten gemeinsamen Albums, sondern auch Schroeders musikalisches Motto. „Ich habe Schwierigkeiten festzulegen, welche Musik ich eigentlich machen will“, gesteht er, um im nächsten Satz klarzustellen. „Das sehe ich gar nicht als Problem. Im Gegenteil: ich empfinde es als Vorteil, bunte Musik erschaffen zu können. Mit der Position von Puristen, die ganz bestimmte Vorstellungen davon haben, wie Musik klingen sollte und wie nicht, kann ich wenig anfangen. Für mich darf sie nach gestern, heute und morgen klingen –gerne auch alles zusammen in ein und demselben Stück“, unterstreicht er.
Michel Schroeders Kompositionen weisen eine klare Handschrift auf. „Zwei Elemente durchziehen sie wie roter Faden: prägnante Melodien mit hohem Wiedererkennungswert und bestimmte Momente, die beim Auditorium bleibenden Eindruck hinterlassen“, erklärt er. Tatsächlich finden sich auf „Bunt“ viele solcher besonderen, szenen-artigen Momente, in denen er in der Rolle eines musikalischen Regisseurs agiert, um bestimmte Effekte zu erzielen.
Mit „Bunt“ ist Michel Schroeder mit seinem großen Ensemble ein ebenso spannendes wie vielschichtiges Debut-Album gelungen. Ein Beleg dafür, wie kreativ und stimmgewaltig sich der deutsche Nachwuchs-Jazz selbst in schwierigen Zeiten präsentiert.