Zwei
musikalische
Filigrankünstler wandeln auf den Pfaden einer schwarzen Katze.
Passender könnte man das Titelstück des neuen Albums des
Pianisten Rainer
Böhm und des Gitarristen Norbert
Scholly kaum beschreiben. „El
Movimiento Del Gato Negro“ ist das zweite Album dieses
dynamischen Duos. Hier haben sich musikalische Seelenverwandte
gefunden, die mit Klavier und akustischer Gitarre ein
Kammerorchester aus zwei Instrumenten formen. Spielfreude und
Lust an der Improvisation sind die gemeinsame Passion der
preisgekrönten Musiker.
Den
Grundstein
für ihr Duo legten die Beiden vor rund acht Jahren, nachdem Böhm
nach Köln gezogen war. „Wir
merkten schnell, dass wir ähnliche musikalische Auffassungen
haben. Besonders in Hinblick auf Groove und Phrasierung. Daher
hat es sofort gefunkt“, erinnert sich Gitarrist Scholly.
„Es ist Projekt aus purer
Leidenschaft“, bestätigt Böhm, „in dem wir einfach das spielen, worauf wir Lust haben. Stücke, die
sowohl den Kopf als auch Herz ansprechen – beide Ebenen müssen
vereint sein.“
Schon
nach
dem ersten Album „Juvenile“
(erschienen 2015) war Beiden klar, dass es einen Nachfolger
geben würde. Der ungewöhnliche Titel entstand zufällig. Als Böhm
und Scholly das Stück auf einem Konzert spielten, trug es noch
keinen Namen. Das Publikum sollte helfen und Vorschläge machen.
„Kaum war die letzte Note
verhallt, kam die Veranstalterin auf uns zu und verkündete:
das Stück heißt El
Movimiento Del Gato Negro“, blickt Scholly
schmunzelnd auf den Namensfindungsprozess zurück. Eine überaus
passende Wahl für dieses herrlich groovig-vertrackte Stück,
dessen Metrum zwischen 6/8 und 7/8 wechselt. „Wie
eine Katze auf der Jagd nach Beute. Sie wechselt ständig die
Richtung, schlägt hier mal einen Haken, mal dort“, so
Scholly über seine Komposition, die Bewegung und Vitalität
ausstrahlt. Merkmale, die auch die Musik des Duos allgemein
perfekt beschreiben.
Das
musikalische
Spektrum, das Böhm und Scholly auf ihrem zweiten Album abdecken,
ist im Vergleich zum Erstling deutlich größer geworden. Mit dem
Opener „Guinga“
verbeugt sich das Duo vor dem gleichnamigen Komponisten und
Gitarristen aus Brasilien. Schon hier wird deutlich: wie Böhm
und Scholly Stimmungen erzeugen, sie sich in Begleit- und
Führungsrolle abwechseln und sich hochsensibel auf die Stimmung
des Partners einlassen – das ist große Kunst. Eine Kombination,
die hohe Präzision und viel Gespür für klangliche Feinheiten
erfordert.
„Train
Game“ mit seinem rollenden Charakter entstand – wie es der
Titel bereits erahnen lässt – während einer gemeinsamen
Zugfahrt. „Meine
ursprüngliche Idee war, die Fahrt zu nutzen, um ein
gemeinsames Stück zu schreiben. Jeder
abwechselnd einen Takt“, erinnert sich Böhm. „Irgendwann
wollte Norbert aber lieber ein Buch lesen, so dass ich
schließlich allein weiterkomponierte. Wobei ich Norbert die
gesamte Zeit über angesehen und an ihn gedacht habe“, so
Böhm augenzwinkernd, der mit dem Ergebnis ebenso zufrieden war
wie sein Spielgefährte. „Auch
hier passt der Titel exzellent zur Charakteristik des Stückes.
Die vielen Tempowechsel – mal ruhig, dann nimmt die
Komposition wieder Fahrt auf – erinnern tatsächlich an den
Stop-and-Go-Charakter einer Zugfahrt“, findet Scholly.
Mit
„Kennys World“
erinnert Böhm an den kanadischen Trompeter Kenny Wheeler, mit
dessen Musik er aufgewachsen ist. „Als
junger Teenager habe ich damit begonnen, mir seine CDs aus der
Ravensburger Stadtbücherei auszuleihen. Seitdem begleitet mich
seine Musik, die für mich inzwischen ein Gefühl von Heimat
ausstrahlt“, so der Pianist. Wie ihr Debüt beenden Böhm
und Scholly ihr neues Album mit einer Coverversion. „Still
Crazy“, eine ruhige, schlichte Komposition aus der Feder
von Paul Simon, die Böhm und Scholly gänzlich unprätentiös
interpretieren, ohne ihre Identitäten zu verleugnen. Der
rhythmische Zugang, die Art der Phrasierung, die jeweiligen
musikalischen Persönlichkeiten – sie alle bleiben auch in
solchen Momenten erhalten.
Mit
„El Movimiento Del Gato
Negro“ sind Böhm und Scholly auf einem neuen Abschnitt
ihres gemeinsamen Weges angekommen. „Wir
betrachten dieses Album als zweiten Teil einer längeren Reise,
auf der wir unterschiedliche Klangspektren offenlegen. Und es
werden sicherlich noch weitere Abschnitte folgen“ blickt
Scholly bereits auf das nächste Album voraus. Denn die
Grenzen für ihre musikalische Partnerschaft zwischen Klavier und
akustischer Gitarre sind noch längst nicht vollständig
ausgelotet.