SUBTONE

Moose Blues

Kanada - Land der Berge, Seen und Elche. Obwohl das Ahornblatt die Nationalflagge Kanadas ziert, ist der Elch (englisch „Moose“) das heimliche Nationalsymbol dieses großen, weiten Landes. „In manchen Regionen übersteigt die Anzahl der Elche sogar die der Einwohner“, schmunzelt Florian Hoefner, der vor einigen Jahren in Neufundland seine neue Heimat gefunden hat. Der Pianist hat den sympathischen, bisweilen als etwas eigenwillig geltenden Paarhufern eine ebenso humorvolle wie straighte Komposition gewidmet. Und so ist der „Moose Blues“ gleichermaßen Titelstück wie Finale des neuen Albums des fünfköpfigen Kollektivs Subtone.

Eine Art musikalisches Tagebuch einer zweiwöchigen Kanada-Tour, die die Band im vergangenen Frühling absolviert hat. Von Vancouver ganz im Westen quer durchs Land bis nach St. John’s in Neufundland. Doch an große Entfernungen sind Hoefner und seine Spielgefährten Magnus Schriefl (Trompete), Malte Dürrschnabel (Saxofon, Klarinette und Querflöte), Matthias Pichler (Kontrabass) und Peter Gall (Schlagzeug) schon lange gewöhnt. Fast alle von ihnen haben in New York studiert. Allerdings zeitversetzt, so dass ein Teil des Ensembles stets diesseits, der andere jenseits des Atlantiks zuhause war. Geschadet hat das der musikalischen Zusammenarbeit nicht, wenngleich sich die Band für die Einspielung ihres fünften Albums mehr Zeit gelassen hat als sonst. „Wir haben seitdem eigene Projekte verwirklicht. Inzwischen ist jeder von uns – in anderen Formationen - als Bandleader aktiv. So sind wir alle gereift und zu stärkeren Persönlichkeiten geworden, was auch dem Sound von Subtone zu Gute kommt. Die neuen Stücke sind vielseitiger, farb- und kontrastreicher geraten“, blickt Drummer Peter Gall auf die Zeit zurück, die seit der Veröffentlichung von „Roswitha’s Revenge“ (2014, Laika Records) vergangen ist. Als Subtone ihre Kanada- Tour im Anfang Mai einläuteten, hatten Hoefner, Gall und Schriefl ihre jeweiligen Kompositionen schon komplett fertiggestellt. Zusammen gespielt hatten sie die meisten von ihnen jedoch noch nicht. „Die große Mehrzahl der Stücke hat erst während der Reise ihre endgültige Form bekommen. Als wir schließlich ins Studio nach Montreal gegangen sind, waren wir hervorragend eingespielt. Entsprechend entspannt war die Stimmung während der Sessions. Diesen Einfluss der Tour kann man dem Album deutlich anhören“, bilanziert Hoefner und Trompeter Schriefl ergänzt: „Ich habe versucht, das alles nicht zu ernst zu nehmen, um die organische Energie der Konzerte ins Studio zu transportieren. Perfektionismus ist ein großer Feind von Kreativität. Daher habe ich mich bewusst für Spielfreude entschieden.“ Zu hören auf Stücken wie „Flatrock“. Hoefners musikalische Hommage an einen kleinen Hafenort, etwa 30 Kilometer nördlich von St. John’s. „Dort fließt ein kleiner Fluss über mehrere Wasserfälle ins Meer und bildet dabei kleine Becken, in denen man im Sommer wunderbar baden kann.“ Polyphone Melodien, die zum Ende in eine Art Refrain mit Pop-Harmonien münden, fangen die entspannte, harmonische Atmosphäre des pittoresken Ortes wunderbar ein. Dem gegenüber stehen dynamische Stücke wie „Alphabet City“ mit seinen zahlreichen, überraschenden Takt- und Akkordwechseln - oder „Rubulad“. Beide aus der Feder von Drummer Peter Gall, der sich bei der Komposition von seinem zweijährigen Aufenthalt in New York inspirieren ließ. Die Stücke versprühen einen hohen Energiefaktor und kulminieren jeweils in einem furiosen Finale. „Rubulad“ war eine legendäre Underground-Partyreihe in Brooklyn. Ziemlich verrückt, sehr bunt mit vielen Künstlern, die ihrem Publikum mehr oder weniger skurrile Einlagen boten. Durch die vielen Triolen und Unisono-Basslinien hat das Stück den Charakter eines wilden Tanzes“, so Gall.

Derlei moderne Elemente mischen Subtone immer wieder mit traditionellen Klängen. Daher ist „Moose Blues“ auch eine Reise zu den musikalischen Wurzeln des Quintetts. „Vor 13 Jahren, als wir anfingen, in Berlin zu spielen, haben wir uns zunächst an Stücken aus dem Bebop und Hard Bop-Repertoire bedient. Eigene Kompositionen haben wir erst später geschrieben“, erinnert sich Pianist Hoefner. Eine Tradition, der sich die Band bis heute verpflichtet fühlt und die in herrlich swingenden Stücken wie „Upside Up“ oder erwähntem „Moose Blues“ Widerklang findet. Auch „E-Nuts“ fällt in diese Tradition, erklärt Komponist Schriefl, der zugleich die Philosophie des Kollektivs auf den Punkt bringt. „Bei Subtone machen wir das, was uns musikalisch interessiert. Es geht darum, die eigenen Ideen zu verfolgen, aber auch darum, die Ideen der Anderen so gut wie möglich umzusetzen. Auf diese Weise lernen wir viel voneinander. Das wird auch niemals nachlassen, weil sich jeder ständig weiterentwickelt und ernsthaft an Musik interessiert ist.“ Insofern ist „Moose Blues“ - nach 13 Jahren Bandgeschichte und bis dato längster Tour am Stück - zugleich Rückblick und Positionsbestimmung von Subtone. Einem Ensemble, das eindrucksvoll beweist, wie Distanzen dazu dienen können, Barrieren niederzureißen, statt sie aufzubauen.

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